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Grundsätze im Qualitätsmanagement

Bei allen Anforderungen der ISO 9001 gehen die Grundsätze oft unter. Sie erscheinen nicht so wichtig, weil sie nicht im Audit „abgefragt“ werden. Dabei bilden sie das Herzstück des Qualitätsmanagements. Die ISO 9001 verweist in ihrer Einleitung auf die Grundsätze und erklärt, dass die Anforderungen darauf basieren. Grund genug, die 7 Grundsätze genauer zu betrachten.

7 Grundsätze des Qualitätsmanagements

Im Jahr 2000 wurden die Grundsätze in die Normenreihe aufgenommen. Damit wurden Werte verankert, nach denen sich die ISO 9001 und das entstehende Managementsystem richten. Die Grundsätze heißen:

  1. Kundenorientierung
  2. Führung
  3. Engagement von Personen
  4. Prozessorientierter Ansatz
  5. Verbesserung
  6. Faktengestützte Entscheidungsfindung
  7. Beziehungsmanagement

Welche Gedanken in den Grundsätzen stecken, möchte ich kurz erläutern. Dies tue ich in meinen eigenen Worten und verzichte auf Normenformulierungen. Wenn Sie die Originalformulierung bevorzugen, werfen Sie einen Blick in die ISO 9000, wo Sie die Grundsätze im Kapitel 2.3 finden.

1. Kundenorientierung

Das Ergebnis eines QM-Systems sind die Kundenzufriedenheit (nicht identisch mit Kundenorientierung!), Produkte und Dienstleistungen. Damit ein Unternehmen die Zufriedenheit der Kunden erreicht, muss es deren Anforderungen und Erwartungen kennen und erfüllen – dieses „kennen und erfüllen“ ist die Kundenorientierung.

Kundenorientierung wird von der ISO 9001 konkret als Anforderung im Kapitel 5 „Führung“ aufgegriffen.

2. Führung

Führungskräfte haben in jedem Managementsystem eine wichtige Aufgabe, denn sie müssen Ihren Teams den Zweck des Unternehmens erklären können. Zum einen sollten sie in der Lage sein, die Unternehmensziele weiterzugeben und vorzuleben. Diese Überlegungen berühren die Haltung der Führungskraft. Zum anderen sollten sie Rahmenbedingungen schaffen, damit Teams ihrer Arbeit nachgehen und Unternehmensziele erreichen können.

An diesem Grundsatz ist bemerkenswert, dass nicht von der „obersten Leitung“, sondern von Führungskräften die Rede ist. Damit sind alle Personen angesprochen, die eine leitende Funktion im Unternehmen wahrnehmen.

3. Engagement von Personen

Die Formulierung dieses Grundsatzes hat sich mit der letzten Revision dezent verändert. Bisher war „nur“ von Einbeziehen von Personen die Rede, jetzt von Engagement. Wer Engagement von anderen will, muss selbst engagiert sein und das Engagement weitergeben. Engagement alleine reicht nicht aus: Das Personal muss auf allen Ebenen kompetent und befugt sein.
Personal ist auf allen Ebenen im Unternehmen wichtig. Der letzte QMB Infobrief handelte von der „Bedeutung von Menschen für das QM-System„.

4. Prozessorientierter Ansatz

Mit Prozessen bündeln Sie alle Tätigkeiten eines Unternehmens und führen sie somit zum gewünschten Ziel. Denn durch diese Bündelung werden die einzelnen Tätigkeiten zielgerichtet und steuerbar. Dadurch werden die Vorgänge im Unternehmen insgesamt planbar. Die gesamte ISO 9001 befolgt diesen Grundsatz.

Der QMB Infobrief #36 zum Thema „Prozesse festlegen“ inkl. einer Datei zum Download hilft Ihnen an dieser Stelle weiter.

5. Verbesserung

Es heißt, Stillstand sei Rückschritt. Das kennt jeder, der eine Zeitlang keine Fortbildung besucht hat und dann feststellt, dass der Zug weiter gefahren ist. Die eigene Fortbildung ist ein Teil des Verbesserungsprozesses. Es gehört zu den Grundsätzen des Qualitätsmanagements, Verbesserung aktiv zu betreiben und zur Aufgabe zu machen.

Der Grundsatz wird mit den Anforderungen aus Kapitel 10 „Verbesserung“ aufgegriffen. Verbesserung ist der letzte Schritt des PDCA-Kreislaufes (QMB Infobrief 06/2013).

6. Faktengestützte Entscheidungsfindung

Ein gutes Bauchgefühl ist nach wie vor statthaft; so mancher Unternehmer hat eine gute Nasenentscheidung getroffen und damit den Grundstein zum Erfolg gelegt.
Die Wahrscheinlichkeit ist höher, eine solide Entscheidung auf Basis von Fakten zu treffen. Die ISO 9001 greift den Grundsatz in diversen Anforderungen auf, besonders im Kapitel 9 mit „Analyse und Bewertung“.

7. Beziehungsmanagement

Wir sind nicht allein. Kommunikation und Netzwerke sind wichtig für Unternehmen. Gute Kontaktpflege („Beziehung“) ist nicht nur bei Kunden und Lieferanten wichtig.

Die ISO 9001 greift den Grundsatz in verschiedenen Anforderungen auf: relevante interessierte Parteien (Kapitel 4.2) und externe Anbieter (Kapitel 8.4) sind zwei wesentliche Kapitel.

Praktischer Nutzen

Schön, die 7 Grundsätze zu kennen. Was kann man sinnvolles damit tun?
Sich damit auseinanderzusetzen und eventuell als Grundlage für Gespräche zu nutzen, fördert das Verständnis für QM. Für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist es wichtig, ein Gespür dafür zu bekommen wie ein QM-System „tickt“. Anforderungen der ISO 9001 sind in der Regel zu abstrakt und schon allein der Begriff „System“ ist es auch. Die Grundsätze eigenen sich besser als Diskussionsanstoss.

Schon oft habe ich die 7 Grundsätze in Formulierungen der Qualitätspolitik oder Unternehmensvision erkannt. Dabei wurde der Wortlaut nicht einfach aus der Norm abgeschrieben. Viel mehr war erkennbar, dass eine Auseinandersetzung mit den Prinzipien des Qualitätsmanagements stattgefunden hat.

Bei der Frage nach der Normenkonformität fällt es schwer, eine Antwort zu finden, wenn man nicht jeden Tag die Norm liest. Dagegen lassen sich die 7 Grundsätze einprägen und verstehen. Wer sie verstanden hat, kann zu einer ersten Einschätzung kommen, ob eine Regelung normenkonform sein kann.

Foto (c) arfo

1 Kommentar zu „Grundsätze im Qualitätsmanagement | #38“

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,

    Ich habe eine Frage wie ist das Vergleich zwischen den sieben Grungsätze des Qualitätsmanagement der ISO 9001/2015 und den Deming.

    Vielen Dank in Voraus

    Dawid Miskiewicz

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