Um die Revision 2015 der ISO 9001 ranken sich viele Gerüchte. Die neue High Level Structure der ISO ist dagegen kein Geheimnis mehr. Sie sorgt für eine einheitliche Struktur der ISO-Normen bezüglich Managementsysteme. Und da sticht die Überschrift des neuen Kapitel 4 ins Auge: Kontext der Organisation. Ein völlig neues Thema, mit dem sich die ISO 9001 bislang nicht beschäftigt hat.
Blick über den Tellerrand
Es geht um die Interessierten Parteien (Stakeholder) eines Unternehmens. So ganz neu ist das Thema nicht; wer sich mit TQM und TQM-Modellen (ISO 9004, EFQM) bereits beschäftigt hat, dem ist auch dieser Begriff vertraut.
Die Kapitelstruktur von Kapitel 4 wird demnach wie folgt aussehen (freie Übersetzung von mir):
4 Kontext (Umfeld) der Organisation
4.1 Organisation und ihr Umfeld verstehen
4.2 Anforderungen und Erwartungen
der Interessierten Parteien verstehen
4.3 Anwendungsbereich des QMS ermitteln
4.4 Qualitätsmanagement-System
Die ISO 9001 schaut damit weiter über den Tellerrand als bisher. In der aktuellen Version beschränkt sich die Liste der Stakeholder auf Kunden, Lieferanten, Behörden, oberste Leitung und Mitarbeiter (speziell deren Know-How).
Kunde oder Lieferant?
Für manche Geschäftsbeziehung fehlt der treffende Ausdruck. Die ISO 9001 macht dann die Identifikation schwer. Ist der Rettungsdienst, der einen Patienten in der Notfallstation eines Krankenhauses „anliefert“ eher Kunde oder Lieferant? Muss folglich eine Kundenzufriedenheits-Umfrage durchgeführt werden oder eine Lieferantenbewertung?
Das neue Kapitel 4 verlangt eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Umfeld und ihren Anforderungen und Erwartungen. Eine hilfreiche Methode hierfür ist die Stakeholder-Analyse, eine Methode, die im Projektmanagement bereits sinnvoll eingesetzt wird.
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