Start » Risikomanagement – aus den Augen, aus dem Sinn | #5

Erinnern Sie sich noch an den Flugzeugabsturz der polnischen Präsidentenmaschine im Jahr 2010? Nicht nur der damalige Präsident Lech Kaczynski kam ums Leben, sondern viele hohe Funktionsvertreter des Landes. Das war ein eingetretenes Risiko mit gravierenden Folgen für das Land.

Risikomanager können auch nachträglich noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: so viele hochrangige Personen des Landes saßen in nur einem Flugzeug. Bei einem einzigen Unglück wurde die Führungselite des Landes vernichtet. Das durchaus bestehende Risiko eines Absturzes wurde vorab nicht beachtet – das Ausmaß offensichtlich auch nicht.

Risikomanagement ist dazu gedacht, Gefahren zu erkennen bevor sie eintreten. Ziel ist dann die Prävention und/oder Gefahrenmilderung durch geeignete Maßnahmen.

Das Thema ist im Qualitätsmanagement nicht neu und branchenabhängig Bestandteil anderer Standards (z.B. Arbeits- und Gesundheitsschutz, OHSAS 18001). Aufgabe eines Qualitätsmanagement-Systems ist neben der Verbesserung die planvolle Vermeidung von Fehlern. Fehler können Risiken sein (sie sind es also nicht zwangsläufig).

Fehler: Nichterfüllung einer Anforderung (ISO 9000:2005)

Die Definition eines Fehlers klingt recht milde. Es ist sinnvoll „Fehler“ und „Risiko“ zu unterscheiden, sonst werden viele Mücken zu Elefanten.

Risiko laut OHSAS 18001 Arbeits- und Gesundheitsschutz: Verbindung aus Eintretenswahrscheinlichkeit eines gefährlichen Ereignisses oder einer Exponierung und der Schwere der Verletzung oder Erkrankung, die durch das Ereignis oder die Exponierung verursacht wurde.

Akzeptierbares Risiko: Risiko, das soweit reduziert wurde, dass es von der Organisation unter Berücksichtigung ihrer rechtlichen Verpflichtungen und gemäß ihrer eigenen A&G-Politik toleriert werden kann (OHSAS 18001:2007; A&G = Arbeits- und Gesundheitsschutz).

Bei der Analyse spielen die Wahrscheinlichkeit, ob und wie oft das Risiko eintreten kann genauso eine Rolle wie die Auswirkung des Eintretens. Selbst, wenn es Maßnahmen gibt, muss ein Bewusstsein für Risiken bleiben.

Was ich nicht weiß … passiert nicht?

Da kommen einem die drei Affen in den Sinn: Lieber erst gar nicht hören, sehen oder darüber sprechen, was alles passieren könnte, als die Risiken wahrnehmen und darüber nachdenken, was sich dagegen tun ließe. Auf der Gefühlsebene ist dieses Verhalten nachvollziehbar, jedoch fern von Verantwortung.

Risikomanagement bedeutet:

  • Risiken identifizieren
  • Risiken einschätzen (Gefahr, Verlust)
  • Ursachen identifizieren
  • Maßnahmen zur Vermeidung festlegen (Vorbeugung)
  • Notfallpläne entwickeln
  • Schulungen für den Notfall
  • Maßnahmen und Notfallpläne bewerten und verbessern

Nur wer weiß, was passieren kann, kann sich und andere darauf vorbereiten.

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Tipp: Training für den wichtigen Moment

Hand aufs Herz: Wie fit sind Sie in Erste-Hilfe? Wenn Sie die Frage bejahen, arbeiten Sie wahrscheinlich beruflich oder ehrenamtlich im Rettungsdienst oder haben regelmäßig mit Notfällen zu tun. Die Mehrheit, so belegen es Umfragen häufig, fühlt sich in der Notsituation unbeholfen, obwohl sie einen Erste-Hilfe-Kurs belegt hat. Der ist nur sehr lange her.

Was durch Wiederholen trainiert ist, sitzt tief drin. Die Routine sorgt dafür, dass wir in Stress-Situationen ohne zu zögern handeln können. Notrufnummern, Wege zum Arbeitsplatz, Arbeitsabläufe – je weniger Zeit wir zum Nachdenken brauchen und je besser wir auf die Situation durch stures Lernen vorbereitet sind, desto weniger Fehler machen wir.

Ob Brandschutzübung oder jährlich wiederholte Hygieneschulung: je öfter etwas eingeübt wurde, desto mehr Sicherheit entsteht. Wiederholungsschulungen sind bei Mitarbeitern jedoch unbeliebt. „Es ist doch immer das gleiche“ ist das gängigste Argument. Provozieren Sie vielleicht gelegentlich eine (simulierte!) Situation, in der die Kollegen handeln müssen. Führen Sie vor Augen, dass gerade „immer das gleiche“ notwendig ist und nicht jede Schulung den Zweck hat, Neues zu lernen.

Foto © ZEIT.de

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